Längst verändert die digitale Transformation auch den klassischen Kundenservice. Konkret geht es oft um die Entwicklung von Chatbots und virtuellen persönlichen Assistenten, die locker bleiben sollen, wenn die Situation es erfordert, und gleichzeitig im Bruchteil von Sekunden Daten durchforsten.
Wenn so viel neue Technologie im Spiel ist, liegt die Frage nahe, wie der Kunde selbst es findet, wenn er mit derartigen IT-Kameraden zu tun hat. Um das herauszufinden, hat das Beratungsunternehmen Bearingpoint im Rahmen einer Studie 1.006 Personen zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland zu ihren Einstellungen und Erfahrungen zu Chatbots und virtuellen persönlichen Assistenten im Kundenservice befragt.
„Hohe Fachkompetenz“ entscheidendes Qualitätsmerkmal
Ein zentrales Ergebnis: Den Kunden ist offenbar neben einer hohen Fachkompetenz (96 Prozent) und Nutzerfreundlichkeit (90 Prozent) auch die Transparenz darüber wichtig, ob sie von Mensch oder Maschine beraten werden (83 Prozent). Weniger wichtig sei hingegen zum Beispiel eine besonders große Anzahl an Kontaktkanälen (59 Prozent).
Die Studie zeigt aber auch, dass der Einsatz von automatisierten Kundenservice-Angeboten zwar zunehmend an Relevanz gewinnt, die deutschen Konsumenten Chatbots und virtuellen Ansprechpartnern im Kundenservice aber „noch skeptisch gegenüberstehen“.
Geringe Erfahrung mit Chatbots
So können sich aktuell angeblich nur 17 Prozent der Befragten vorstellen, sich ausschließlich von einem intelligenten Kundenservice-Roboter beraten zu lassen, anstatt mit einem Menschen zu reden.
Zwar haben mit 94 Prozent schon fast alle Befragten Kontakt mit dem Kundenservice von Unternehmen gehabt. Allerdings hat nur knapp ein Viertel der Befragten angegeben, schon mit dem Chatbot eines Unternehmens kommuniziert zu haben.
Zu den Gründen, warum dieser als Servicelieferant ausgewählt wurde, zähle vor allem das Bedürfnis nach einer schnellen Antwort, will Bearingpoint herausgefunden haben: 48 Prozent hätten einen Chatbot genutzt, weil sie eine direkte Beantwortung außerhalb der Servicezeiten gewünscht hätten.
Anliegen „nicht verstanden“
Immerhin noch 36 Prozent hätten diese Technologie bevorzugt, da sie kürzere oder sogar keine Wartezeiten im Vergleich zu alternativen Kontaktwegen erwartet hätten. Zufrieden mit dem Chatbot waren 39 Prozent der Befragten. Von denjenigen, die unzufrieden waren, haben 58 Prozent angegeben, dass der Chatbot ihr Anliegen „nicht abschließend lösen konnte“ oder das Anliegen „nicht verstanden hat“ (52 Prozent).
Aus der Gruppe der Befragten, die noch nie mit einem unternehmenseigenen Chatbot zu einem Kundenservice-Anliegen interagiert haben, hat eine große Mehrheit angegeben, „einfach lieber mit einem Menschen zu kommunizieren“ (73 Prozent).
Erwartungen an Kundenservice gestiegen
Als man die aktuellen Studienergebnisse mit denen des Vorjahres verglichen habe, sei aufgefallen, dass in fast allen Aspekten die generellen Erwartungen an den Kundenservice gestiegen seien, meldet Bearingpoint. So hätten 90 Prozent bestätigt, dass ihnen die Nutzerfreundlichkeit wichtig sei.
Dieser Wert sei im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpunkte gestiegen. Trotz vieler automatisierter Kontaktmöglichkeiten hätten 77 Prozent zudem gerne direkten, persönlichen Kontakt zu einem Kundenservice-Mitarbeiter, und auch die Erwartungen an deren fachliche und soziale Kompetenzen hätten sich erhöht, schreiben die Studienautoren.
Nur die Notwendigkeit eines Rund-um-die-Uhr-Services sei nicht gestiegen. Hier lässt sich Bearinpoint zum Schluss hinreißen, dass „für die Deutschen die ständige persönliche Erreichbarkeit eines Unternehmens mit 54 Prozent eher zweitrangig zu sein scheint“.
„Grundsätzliche Datenschutzbedenken“
Und dann sind da ja noch Alexa, Siri und Co., die in keiner ernstzunehmenden Studie mehr fehlen dürfen. Dass die virtuellen Helfer bei Kundenanliegen einspringen können, hätten immerhin schon 21 Prozent der Nutzer in Anspruch genommen, zum Beispiel um ihren Kontostand abzufragen, heißt es von Bearingpoint.
„Noch“ habe die Mehrheit der Befragten aber keinen solchen virtuellen persönlichen Assistenten in den eigenen vier Wänden. Die Bedenken der Nicht-Nutzer würden zu 61 Prozent bei „grundsätzlichen Datenschutzbedenken“ liegen, will die Studie erhoben haben. Jeder Dritte habe darüber hinaus angegeben, dass mittels der heute existierenden virtuellen persönlichen Assistenten „noch zu wenig Serviceanliegen geklärt werden können“ (33 Prozent).
Quelle: t3n.de